Willkommen in der Welt der Bestseller. Einem Ort, von dem viele Autorinnen und Autoren träumen. Wer möchte nicht auf der berühmten SPIEGEL-Bestsellerliste stehen und sein Buch in den Buchhandlungen ganz oben stapeln sehen? Doch was bedeutet eigentlich „Bestseller“ und wie viele Exemplare muss man wirklich verkaufen, um dorthin zu kommen?
Zunächst einmal gibt keine feste Zahl, ab der ein Buch offiziell als Bestseller gilt. Der Begriff beschreibt vielmehr ein Buch, das sich in einem bestimmten Zeitraum besser verkauft als andere Titel. Bestsellerlisten wie die vom SPIEGEL oder buchreport basieren also auf relativen Verkaufszahlen, nicht auf absoluten.
Die Erfassung geschieht über Meldungen aus Buchhandlungen, Online-Shops und teilweise direkt von Verlagen. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass nicht alle Verkäufe werden gezählt. Bücher, die auf Flohmärkten, über kleine Läden oder privat verkauft werden, tauchen in diesen Statistiken oft gar nicht auf. Es kann also durchaus sein, dass ein Buch in Wirklichkeit viel erfolgreicher ist, als die Liste vermuten lässt. Oder auch Bücher so erfolgreich sind, und viele Exemplare verkaufen, aber nicht auf dieser Liste stehen.
Spannend ist, dass die Verkaufszahlen stark vom Genre abhängen. Ein Kinderbuch braucht beispielsweise deutlich weniger Verkäufe, um in seiner Kategorie aufzufallen, als ein Roman aus der Belletristik. Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung spielt eine Rolle. Wer im Herbst oder kurz vor Weihnachten auf den Markt kommt, muss sich gegen besonders viele Neuerscheinungen behaupten. In ruhigeren Monaten kann man dagegen schon mit geringeren Verkaufszahlen eine gute Platzierung erreichen. Daher kann man durchaus im Sommer mit kleineren Zahlen die Liste stürmen. Die Lesezeit, die gerade im Herbst und über die Wintermonate sich erstreckt, ist durch die enorme Buchflut auf dem Buchmarkt schwierig als Neuautor oder Autorin zu kapern.
Die Bestsellerlisten werden in der Regel wöchentlich oder monatlich aktualisiert. Sie zeigen also nicht, wie viele Bücher insgesamt verkauft wurden, sondern nur, wie stark ein Titel in einem bestimmten Zeitfenster performt hat. Ein Buch kann daher kurzzeitig auf Platz 1 stehen und nach ein paar Wochen völlig verschwinden.
Wie viele Bücher braucht ein Bestseller wirklich?
Und jetzt kommt wahrscheinlich die spannendste Frage überhaupt: Wie viele Bücher muss man verkaufen, um einen Bestseller zu landen? Die ehrliche und vielleicht etwas ernüchternde Antwort lautet leider: Es gibt keine feste Zahl.
Wie viele Exemplare nötig sind, hängt stark von der Konkurrenz, dem Veröffentlichungszeitpunkt und der eigenen Vermarktung ab.
Wenn ein Verlag ordentlich Marketing betreibt und das Buch gut im Handel platziert ist, kann man schon mit einigen Tausend verkauften Exemplaren in den ersten Wochen in eine Bestsellerliste einsteigen, vor allem in kleineren Kategorien wie Kinder- oder Jugendbuch. Bei besonders erfolgreichen Neuerscheinungen sind auch zehn- bis zwanzigtausend Exemplare realistisch. Über ein Jahr gesehen erreichen erfolgreiche Bestseller-Titel mehrere Zehntausend Verkäufe, und manche schaffen sogar über 100.000 Exemplare, wenn sie durch Filmadaptionen, Serien, Lizenzprodukte oder mediale Aufmerksamkeit begleitet werden.
Die berühmten Dauerbrenner, also die echten Klassiker, schaffen es über Jahrzehnte hinweg sogar in den Millionenbereich. 🙂
Aber das ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Für Self-Publisherinnen und Self-Publisher ist es deshalb sehr schwer, auf einer der großen Bestsellerlisten zu landen. Einfach, weil ihnen meist der breite Vertrieb und die Marketing-Power fehlen, die Verlage einsetzen können.
Gibt es eigene Bestsellerlisten für Kinderbücher?
Ja, zum Glück müssen sich Kinderbücher nicht gegen Romane, Thriller oder Sachbücher durchsetzen. Es gibt eigene Listen, in denen sie bewertet werden.
Die bekannteste in Deutschland ist die SPIEGEL-Bestsellerliste Kinder- & Jugendbuch, die gemeinsam mit dem buchreport erstellt wird. Sie erscheint in der Regel monatlich und ist teilweise in Unterkategorien aufgeteilt, etwa Bilderbuch, Kinderbuch und Jugendbuch.
Daneben gibt es die Börsenblatt-Bestseller Kinder- und Jugendbuch, veröffentlicht vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Auch Amazon führt eine eigene Kinderbuch-Bestsellerliste. Sie wird stündlich aktualisiert und basiert auf internen Verkaufszahlen. Allerdings sollte man diese mit Vorsicht genießen, denn durch unklare Kategorisierungen und die Flut an KI-generierten Büchern ist die Aussagekraft dort sehr begrenzt. Es kann vorkommen, dass ein Buch mit 250 Verkäufen auf Platz 1 landet oder auch eines mit nur 10 Verkäufen, je nach Tageszeit und Kategorie.
Was heißt das nun?
Die gute Nachricht kommt zuerst. 🙂 Kinderbücher haben eine realistische Chance, in ihrer eigenen Kategorie Bestsellerstatus zu erreichen, auch ohne riesiges Marketingbudget. Während Romane oder Thriller teils Zehntausende Exemplare verkaufen müssen, um in die Toplisten zu kommen, reicht bei Kinderbüchern oft schon ein Absatz von einigen Tausend Stück aus, um dort aufzutauchen.
Natürlich gibt es auch hier einige Dauerbrenner, die sich Jahr für Jahr verkaufen wie warme Semmeln, etwa Gregs Tagebuch, Harry Potter, Die Schule der magischen Tiere oder Der kleine Drache Kokosnuss. Diese Titel profitieren von Filmreihen, Merchandising und enormer Medienpräsenz und bleiben dadurch dauerhaft sichtbar.
Für die meisten Autoren und Illustratoren ist das Ziel aber nicht, der nächste Harry Potter zu werden, sondern ein Buch zu schaffen, das beständig gelesen, geliebt und weiterempfohlen wird, also ein sogenannter Longseller. 🙂
Bestseller vs. Longseller
Als Self-Publisher sollte man den Fokus nicht auf den schnellen Bestseller setzen, sondern auf den Longseller, also ein Buch, das sich über längere Zeit kontinuierlich verkauft. Denn die Realität ist, dass ohne großes Werbebudget, prominenten Namen oder Verlag im Rücken ist es kaum möglich, auf den offiziellen Bestsellerlisten zu landen. Und das ist völlig in Ordnung, denn Erfolg kann auch ganz anders aussehen.
Ein Bestseller verkauft sich meist in kurzer Zeit in großer Menge. Danach flacht das Interesse, je nach Buch, schnell wieder ab, und viele dieser Bücher verschwinden nach einigen Monaten aus dem Regal. Man sieht das besonders gut bei Biografien und Trendbüchern, etwa zu Themen wie Achtsamkeit, Ernährung, Minimalismus oder aktuellen Prominenten.
Ein Beispiel: Die Biografien von Angela Merkel oder Harry & Meghan stürmen sofort die Charts, weil gerade jeder sie lesen will. Doch ein Jahr später spricht kaum noch jemand davon. Auch Influencer-Bücher erleben diesen Effekt, denn sie leben vom Moment, vom Hype in dem Moment, sind aber nicht unbedingt was bleibendes für die Ewigkeit. Ein Bestseller ist also nicht automatisch ein Buch mit bleibendem Wert, sondern häufig ein Spiegel der aktuellen Aufmerksamkeit.
Longseller, die stillen Dauerläufer
Ein Longseller hingegen wächst langsam, aber stetig. Er bleibt im Gespräch, wird weiterempfohlen, verschenkt und immer wieder gekauft. Klassiker wie Der kleine Prinz, Die kleine Raupe Nimmersatt oder Pippi Langstrumpf sind Paradebeispiele dafür. Diese Bücher sind über Generationen hinweg erfolgreich, weil sie Emotionen, Erinnerungen und Werte transportieren, die zeitlos sind. 🙂
Dazu geselle sich auch die Buchreihen. Die sind im Bestfall ein echter Segen für Autor und Illustratoren. Kinder lieben Wiederholungen, vertraute Figuren und bekannte Schauplätze. Wenn sie einmal in eine Geschichte hineingefunden haben, wollen sie mehr davon! 🙂 Das führt automatisch zu Folgekäufen, denn Eltern (und Buchhändlern ) greifen gerne wieder zu einer Reihe, die beim Kind gut angekommen ist.
Eine laufende Serie bleibt außerdem länger im Sortiment, weil sie stetig nachgefragt wird. Jeder neue Band belebt automatisch auch die älteren und zieht neue Leserinnen und Leser an. So entsteht über die Zeit eine stabile Leserschaft und das ist letztlich viel wertvoller als ein einmaliger Chart-Erfolg.
Erfolg abseits der Listen
Viele Self-Publisher verkaufen ihre Bücher erfolgreich im kleinen Rahmen, über Social Media, Buchmärkte oder direkt an ihre Community.
Gerade über Instagram, eigene Websites oder kleine Online-Shops lassen sich hunderte Exemplare verkaufen, manchmal sogar über tausende Exemplare, ganz ohne Verlag.
Solche Verkäufe tauchen in keiner Bestsellerliste auf, aber sie bedeuten echten Erfolg. 🙂 Denn Leser und Leserinnen, die das Buch wirklich mögen, teilen und empfehlen.
Diese Mundpropaganda ist unbezahlbar und sorgt langfristig oft für mehr Reichweite als ein kurzer Hype auf Platz 1. 😉
Mein kleiner Appell zum Schluss
Ich möchte allen, die davon träumen, einmal ein eigenes Buch zu machen, ganz gleich ob Autorin, Illustratorin oder einfach als private Herzensidee, eines gerne mitgeben.
Rechnet nicht mit großen Gewinnen. In den meisten Fällen arbeitet man maximal kostendeckend, und manchmal wird das investierte Budget auch gar nicht wieder hereingeholt.
Aber wisst ihr was?
Das ist völlig in Ordnung. 🙂
Ein Buch als Self-Publisher sollte in erster Linie aus Freude entstehen, aus Leidenschaft für eine Geschichte, eine Idee oder eine Botschaft. 🙂 Die schönsten Bücher sind oft die, die ohne Verkaufsdruck entstehen, einfach, weil jemand etwas erschaffen wollte, das ihm wirklich am Herzen liegt.