Heute nehme ich euch mit, beim Erstellen eines Buches, bzw. den Illustrationen dazu. Ein kleiner Einblick in meine Arbeit. 🙂 Vorab möchte ich gerne mit einigen falschen Vorstellungen aufräumen: Ein (gutes) Kinderbuch entsteht nicht in 1-2 Wochen. Es ist viel Planung, erfordert viel Kreativität, Kommunikation, Fachwissen und das Gespür für die richtigen Bilder, an der richtigen Stelle. Daher bitte rechnet vor allem bei umfangreicheren Bilderbüchern mit mind. 10-18 Wochen. Dazu kommt noch der Buchdruck, der je nach Einband, Auflage, Veredelung und Drucktechnik auch nochmal einige Woche dauern kann. Es ist also keine (Ki) Zauberei, sondern Kunst. 😉
Die Magie der Wörter
Das fertige Manuskript bildet die Grundlage für jedes Illustrationsprojekt. Ein Illustrator oder eine Illustratorin bringt dieses Manuskript visuell zum Leben und unterstreicht die Handlung mit passenden Bildern. 🙂 Je nach Umfang des Manuskripts variiert die Anzahl der Illustrationen – für jüngere Kinder unter 6 Jahren, wo ehr eine umfangreichere visuelle Unterstützung sinnvoll ist, sind viele Bilder typisch, etwa bei Bilderbüchern oder Vorlesebüchern. Bei Geschichten für ältere Kinder, wie Erstlesebüchern oder Jugendromanen, sind weniger Illustrationen erforderlich, um den Text mehr in den Vordergrund zu stellen.
Ein gut ausgearbeitetes, fertiges Manuskript ist die Grundlage, auf der die Illustrationen und Skizzen aufgebaut werden. Besonders bei Bilderbüchern mit minimalem Text ist es wichtig, das dieser wirklich passend auf die Altersgruppe und Handlung zugeschnitten ist, da die Bilder oft eine größere Rolle spielen und die Geschichte entscheidend mitgestalten.
Ich arbeite sowohl analog mit Aquarell, Pastellkreiden oder Buntstiften als auch digital am Grafiktablett. Besonders digitale Illustrationen sind heutzutage sehr beliebt, da sie viele kreative Freiheiten bieten. Auch wenn die Bilder digital erstellt werden, handelt es sich dabei um Handzeichnungen, die in einem Programm (z.B. Photoshop) von Hand gezeichnet werden – sie sind nicht einfach zusammengefügt oder „kollagiert“. Es ist jedoch wichtig, im Vorfeld mit dem Kunden abzuklären, welche Richtung gewünscht wird, da der Stil und das Medium stark Einfluss auf das Endergebnis haben.
Aus Wörtern werden erste Bilder
Einige Auftraggeber oder Auftraggeberinnen haben genaue Vorstellung der zu illustrierenden Motive. Ich arbeite gerne nach Vorgaben, übernehme aber auch mit Freude die Auswahl der Motive, wenn dies gewünscht wird. 🙂 Falls Unsicherheiten bezüglich der Motivauswahl bestehen, ist es oft hilfreich, den Illustrator oder die Illustratorin zu Rate zu ziehen – sie haben in der Regel ein gutes Gespür dafür, welche Bilder die Geschichte am besten ergänzen und visuell zum Leben erwecken. Bevor mit den Skizzen begonnen wird, ist es wichtig, die Motivideen schriftlich mit dem Auftraggeber abzusprechen.
Als erstes sind aber erstmal die Skizze dran, bevor ich den Pinsel in die Farbe tauche. 🙂 Die Skizzen haben die Aufgabe, die kreative Vision des Illustrators zu zeigen und einen ersten Eindruck davon zu vermitteln, welche Bilder in seinem Kopf zum Leben erwachen. Es sind als umgangssprachlich ausgerückt – Entwürfe. 🙂 Diese Entwürfe sind oft schwarz-weiß, lebendig und dynamisch, dank der schnellen, expressiven Strichführung. Sobald die Skizzen fertig sind, erfolgt ggf. eine detaillierte Absprache, und je nach Bedarf können Korrekturen vorgenommen werden. Nach der Freigabe der Entwürfe beginnt der Prozess der Farbumsetzung. Hier werden die Illustration nun in die endgültige, lebendige Form gebracht wird.
Hier mal ein Beispiel aus dem Buch Das kleine Segelboot:
Die Farbe kommt ins Spiel
Ich bin der Meinung, dass jede Buchillustration einzigartig sein sollte und versuche, die Illustrationen für jedes Projekt individuell zu gestalten. Während einige Illustratoren oft in einem bestimmten Stil arbeiten, lege ich Wert darauf, für jedes Buch den passenden, möglichst individuellen Ausdruck zu finden, wenn es gewünscht ist. 🙂
Digitale Illustrationen bieten den Vorteil, dass sie sich schneller korrigieren und anpassen lassen, was besonders bei umfangreichen Änderungen oder Anpassungen von Größen und Positionen von Objekten von Vorteil ist. Im Vergleich dazu erfordern analoge Techniken, wie Aquarell oder Pastellkreiden, deutlich mehr Aufwand und Präzision, und Korrekturen sind nicht so einfach oder schnell umzusetzen. Entsprechend sind die Kosten für Zeichnungen auf Papier leider erheblich teurer, aufgrund der höheren Kosten für Material und Arbeitszeit. Und meistens eine Nachbearbeitung digital erforderlich (diese werden ja nicht hernach ins Buch geklebt. ;-)).
Die beigefügte Skizze ist eine Mischung aus traditioneller und digitaler Arbeit. 🙂 Das komplette Buch wurde digital in Photoshop erstellt, was viele Vorteile brachte: Schnelles Korrigieren, einfaches Umplatzieren von Elementen und die Möglichkeit, den gesamten kreativen Prozess flexibel zu gestalten.
Die Farbgestaltung eines Buches hängt stark von der Atmosphäre ab, die der Text vermitteln soll. In der Regel orientiere ich mich an den typischen Farben der dargestellten Figuren, es sei denn, es gibt spezielle Wünsche. 🙂 Zum Beispiel werden Tiere wie Eichhörnchen oft in braunen und rötlichen Tönen und Mäuse in grauen Nuancen dargestellt. Beim Lesen eines Textes entwickle ich oft eine klare Vorstellung davon, welche Richtung die Illustration nehmen soll, und versuche, diese Vision in der Farbgestaltung umzusetzen, in Absprache mit de Auftraggeber oder Auftraggeberin.
Für das Buch „Ich bin genau richtig. Genauso, wie ich bin!“ habe ich mich für eine aquarellartige Technik entschieden und helle, freundliche Pastellfarben gewählt. Die Details sind bewusst reduziert, um den niedlichen Charakter der Tiere zu bewahren. Oft stören zu viele Details den Charakter eines Kinderbuches und die Figuren wirken zu komplex. Der Fokus lag bei dem Buch auf eine harmonische, sanfte Farbgestaltung, die ein Gefühl von Wohlbefinden und Positivität vermittelt – ganz im Einklang mit der Botschaft des Textes. 🙂
Bei dem anderen Buchprojekt, dem Abenteuerbuch über das kleines Segelboot, ist die Farbwahl deutlich anders. Die Geschichte enthält dramatische Elemente wie ein heftiges Gewitter oder einen tosenden Schneesturm, die mit zu hellen, sanften Farben schwer darstellbar wären. Um die Gefahr und die damit verbundene Sorge der Figur zu betonen, habe ich mich für kräftigere, düstere Farben entschieden und auch mehr Details. Dies unterstützt die bedrohliche Atmosphäre und macht die Szenen visuell intensiver, ohne die Magie der Geschichte zu verlieren.
Das Layout: Text und Bilder vereinen
Wir nähern uns dem finalen Schritt des Projekts! Und zwar der Integration der Illustrationen in das Layout. 🙂 Das Layout bezeichnet die Zusammensetzung von Text und Bildern zu einer druckfertigen Datei, die an die Druckerei übermittelt wird. Dieser Schritt ist von entscheidender Bedeutung, da das Layout das visuelle Erscheinungsbild des gesamten Buches prägt. Eine professionelle und ansprechende Gestaltung ist wirklich wichtig, denn selbst die besten Illustrationen verlieren leider ihre Wirkung, wenn sie in einem unprofessionell gestalteten Layout präsentiert werden.
Und dabei gilt wie oft: Weniger ist mehr. Es ist sinnvoll, mit einer klaren Struktur zu arbeiten und sich auf eine übersichtliche Gestaltung zu konzentrieren. 🙂 Vermeidet eine Vielzahl unterschiedlicher Schriftgrößen und -arten. Besonders wichtig ist die Auswahl einer gut lesbaren Schrift für den Fließtext – etwa Arial oder Helvetica, da diese Fonts auf den meisten Computern vorab installiert sind. Bitte vermeidet Comic Sans, da sie die Lesbarkeit und den professionellen Eindruck erheblich beeinträchtigt. Für den Titelbereich kann jedoch eine ausgefallenere Schriftart gewählt werden, die zum Stil des Buches passt. 🙂
Jetzt, da ihr einen Überblick darüber habt, wie ein Bilderbuch entsteht und welche Überlegungen ich als Illustratorin so anstelle, um den Text in visuelle Gestaltung umzusetzen, möchte ich auf einige häufig gestellte Fragen eingehen, die mir immer wieder gestellt werden. 🙂
Wie werde ich Illustrator*in?
Am Besten hat man vorher einen kreativen Beruf erlernt und kennt sich sehr gut mit Grafik und Design aus. Vor allem solltet ihr gut zeichnen können und dann heißt es leider üben, üben und nochmals üben. Ich zeichne seit über 30 Jahren und lernen immer wieder was Neues dazu. Sehr zu empfehlen ist auch ein Studium an z.B. der FH Münster oder FH Hamburg, die Schwerpunkte im Bereich Illustration anbieten.
Wie lange dauert es, bis ich Illustrator*in bin?
Das kommt auf eure Vorkenntnisse an und auch etwas auf euer Glück. Da diese Bezeichnung nicht geschützt ist, kann sich grundsätzlich jeder so nennen. Bis man aber davon wirklich leben kann, und ein professioneller Illustrator ist, dauert es viele viele Jahre.
Wie lerne ich zeichnen?
Tatsächlich nur mit Üben und nochmals Üben. Es ist noch kein Meister von Himmel gefallen, und auch ich habe nicht mit zwei Jahren einen van Gogh kopieren können. 😉 Wer nicht die Möglichkeit für ein Studium hat, es hilft z.B. VHS Kurse zu besuchen oder in freien Akademien Kurse zu belegen. Es gibt auch unendlich viel Literatur zu dem Thema.
Was verdient man als Illustrator*in?
Ehrlich gesagt nicht viel, aber deswegen bin ich nicht Illustratorin geworden. Sondern weil ich meinem Herzen gefolgt bin und das mache, was ich am meisten auf der Welt liebe: zeichnen, malen und illustrieren. 🙂
Wie lange arbeitet man als Illustrator*in?
Das hängt etwas davon ab, wieviel man zu tun hat. Ich meistens zwischen 50-70 Stunden in der Woche. Das ist sehr abhängig davon, woran ich gerade arbeite. Ich versuche mir aber die Wochenenden frei zu halten, da auch ich mal durchschnaufen muss. Gerade Auszeiten von der Kreativität fördern auch Kreativität. 😉
Kannst du mich bitte unterrichten?
Leider biete ich keine Kurse an, auch keinen Privatunterricht, weil es leider zeitlich für mich nicht möglich ist und ich auch nicht über den möglichen Platz in meinem Atelier verfüge. Vielleicht biete ich irgendwann noch mal öffentliche Kurse an, für explizite Themenschwerpunkte.
Ich würde so gerne ein Praktikum bei dir machen, bietest du Plätze an?
Ich freue mich, dass so großes Interesse daran besteht, aber ich biete keine Plätze an. Dies ist mit den Datenschutzgesetzen nicht durchführbar, zudem ist dies auch aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich. Weitere Gründe wären der mangelnde Platz im kleinen Atelier. Solltet ihr ein Praktikum machen wollen, fragt am besten mal vielleicht in Künstlerszenen nach, wo vielleicht mehrere Künstler oder Künstlerinnen ein gemeinsames Studio betreiben und euch vielleicht einen Platz anbieten können.